Ein Leben In Harmonie
Ramiro Tomala ist Tourguide bei HX und hat eine Mission: Er möchte den Gästen die Galapagos-Inseln zeigen und ihnen vermitteln, wie alle Lebewesen – Menschen eingeschlossen – in Harmonie miteinander leben können.
JOHN BURFITT
Ein ganz bestimmtes Gespräch führt Ramiro immer wieder mit den Gästen auf seinen Touren, wenn die Stadt Puerto Ayora auf der Insel Santa Cruz passiert wird.
Ramiro, 39, muss immer lächeln, wenn dieses Thema aufkommt, weil es ihm zeigt, dass die Besucher langsam beginnen zu verstehen, dass das Leben in diesem Archipel so vollkommen anders ist als das, woran sie gewöhnt sind. „In unseren Städten haben wir Strassenschilder, die auf Schildkröten und Leguane hinweisen, und wenn ein Seelöwe die Strasse überquert, halten wir einfach an und warten“, erklärt er. „Dann fragen die Gäste, warum wir nicht einfach hupen, damit das Tier aus dem Weg geht oder es hochheben und auf der anderen Seite absetzen. Ich erkläre ihnen dann, dass das Tier in seinem eigenen Tempo die Strasse überqueren wird.“
„Es geht um den Respekt vor der Natur und darum, in Harmonie zusammen zu leben und sich daran zu erinnern, dass wir Menschen als letzte hier ankamen und nicht die dominante Spezies sind. Wir sehen uns als Gäste und benehmen uns entsprechend. Nachdem ich das erklärt habe, merke ich immer, dass die Leute zu verstehen beginnen, warum die Galapagos-Inseln ein so besonderer Ort sind.“ Tomala ist gebürtiger Ecuadorianer und führt Gespräche dieser Art seit 17 Jahren mit den Besuchern – so lange ist er bereits Expeditionsbegleiter für Metropolitan Touring, ein Unternehmen, das mit HX zusammenarbeitet und eine Reihe von Touren rund um die Inselgruppe anbietet. Zuvor hat er für die Charles Darwin Foundation gearbeitet, die die wissenschaftlichen Forschungsarbeiten auf den Inseln leitet.
Die Galapagos-Inseln liegen etwa 1.000 Kilometer vor dem Festland von Ecuador. Was dieses kleine Eckchen der Welt so einzigartig macht, ist die Tatsache, dass 97 % der Landfläche ein Nationalpark sind und jede der Inseln eine ganz eigene Landschaft aufweist – von schwarzem Vulkangestein und grünen Wäldern bis hin zu Sandstränden an türkisblauem Wasser. Und dann sind da natürlich die besonderen Tierarten, wie Riesenschildkröten, Meerechsen, Finken, Pinguine und Delfine, für die die Inseln berühmt sind.
In den Gewässern des Archipels befindet sich das Galapagos-Meeresschutzgebiet. Sowohl die Inseln als auch die umgebenden Gewässer sind als UNESCO-Welterbestätten gelistet, es ist also von extremer Wichtigkeit, darauf zu achten, dass die Umwelt an diesem Ort, der einst Charles Darwin zu seiner Evolutionstheorie inspirierte, intakt bleibt. Besuchern die wunderbare Tierwelt und die herrlichen Landschaften näher zu bringen, fällt Tomala, der zuvor als Schulleiter und Lehrer gearbeitet hat, ganz leicht. Die Pinguine und Meerechsen zu sehen, steht für die meisten Besucher ganz oben auf der Liste, erzählt er. Aber es sind die unerwarteten Dinge, wie zum Beispiel eine hautnahe Begegnung mit einem Orca, die wirklich einen bleibenden Eindruck hinterlassen. „Wir waren im flachen Wasser und auf einmal kam uns eine Orca-Mutter mit ihrem Baby ganz nah“, erinnert er sich. „Wie sind alle ganz still geblieben, aber letztendlich hat das Tier normalerweise wesentlich mehr Angst als die Menschen. Alles war in Ordnung und der Orca schwamm weiter, aber es handelt sich natürlich um Tiere, die die meisten Leute nur aus Dokumentarfilmen kennen, und dies ist einer der wenigen Orte auf der Welt, wo man ein solches Erlebnis haben kann.“
Tomala hat kürzlich einige Monate auf einer Studienreise in Europa verbracht und wird im Oktober auf einer Seereise mit HX seine Arbeit wieder aufnehmen. Er verbringt bis zu sechs Monate des Jahres auf dem Expeditionsschiff MS Santa Cruz II, das er während seiner Zeit auf den Galapagos-Inseln als sein „zweites Zuhause“ betrachtet. Die Veränderungen zu beobachten, die rings um ihn vor sich gehen, ist ein grosser Teil seines Jobs – nicht nur bei den Besuchern der Galapagos-Inseln, sondern auch in der sich weiterentwickelnden Umwelt. „Die Galapagos-Inseln sind ein Ort, an dem sich alles ständig verändert. Allein in den letzten paar Jahren wurden neue Spezies von Leguanen und Meereslebewesen entdeckt. Es gibt also immer wieder etwas Neues zu lernen“, sagt er.