Die letzte Grenze
Am Ende der Welt befindet sich ein geradezu magisches Reiseziel, das nur die wenigsten Menschen jemals besuchen werden. Eine Reise in die Antarktis ist ein unvergessliches Erlebnis.
DAN AVILA
Das erste, was mir auffällt, ist die Stille. Nach einer eher beschwerlichen Durchquerung der berüchtigten Drake-Passage fühle ich mich ein wenig orientierungslos – auf einmal habe ich nicht mehr das Gefühl, mich an Bord eines Schiffes zu befinden. Ich ziehe die Vorhänge zurück. Sofort füllt sich die Kabine mit Licht und vor meinen Augen erstreckt sich das tiefe Blau einer unglaublich schönen Szenerie: spiegelglattes Wasser, eine unberührte, von Eisschollen bedeckte Bucht und hohe Berge, die in einen Schleier aus Wolken gehüllt sind. Schon dieser erste Blick auf die Antarktis ist absolut überwältigend! Und doch vermittelt er nur einen kleinen Eindruck der unglaublichen Erlebnisse, die uns hier erwarten.
Ich bin auf der allerersten Antarktisreise von MS Roald Amundsen. Es ist das neueste, mit einem Diesel-Elektro-Hybridsystem betriebene Schiff von Hurtigruten – ein Meisterwerk voller grüner Technologie, das nach 126 Jahren Erfahrung in Expeditions-Seereisen speziell für die Erkundung der Polarregionen gebaut wurde.
Unsere Ankunft im ruhigen Yankee Harbour ist der perfekte Einstieg für vier Tage voller vielfältiger und unvergleichlicher Erlebnisse. Noch stärker als der Wunsch, Fotos von Wildtieren und Landschaften aufzunehmen, brennt das Verlangen in mir, hier einen Fuß auf den Boden zu setzen und diesen Ort selbst zu spüren. Der Landgang erfolgt wie bei allen Ausflügen vom Schiff aus über das Expeditionszentrum des Schiffes, das sogenannte Expedition Launch Pad. Die Passagiere werden in kleinen Gruppen auf die kleinen Landungsboote verteilt, die ganz ruhig durch das eiskalte Wasser gleiten. Das Gefühl, einen Fuß auf die Antarktis zu setzen, ist überwältigend. Die Landschaft ist wesentlich abwechslungsreicher, als ich es mir vorgestellt hatte. Dies ist viel mehr als ein geschlossenes Eisschild, wie man es etwa aus der Arktis kennt. Dies ist ein Kontinent mit hohen Bergen, das ist nicht zu übersehen.
Die Landschaft ist wesentlich abwechslungsreicher, als ich es mir vorgestellt hatte. Dies ist viel mehr als ein geschlossenes Eisschild, wie man es etwa aus der Arktis kennt. Dies ist ein Kontinent mit hohen Bergen, das ist nicht zu übersehen.
Am Ufer der Bucht geht unsere kleine Gruppe an Land. Die zahlreichen Wildtiere stört das wenig. Völlig unbeeindruckt gehen sie weiter ihren Beschäftigungen nach. Eine Weddellrobbe liegt auf der Seite und beobachtet die menschlichen Entdecker in ihren roten Expeditionsjacken, die jetzt eine Kolonie von Eselspinguinen passieren. Weder die Esels- noch die Zügelpinguine kümmert das Briefing, das uns im Vorfeld darauf hingewiesen hat, einen Mindestabstand zu den Wildtieren einzuhalten. Diese Tiere zeigen sich völlig unbeeindruckt von der Nähe zu den Menschen. Sie erweisen sich als äußerst lustige, verspielte, soziale und neugierige Zeitgenossen.
Nachdem wir zur Kolonie gewandert sind, lassen wir uns in unmittelbarer Nähe des Nistplatzes nieder und schauen den Vögeln dabei zu, wie sie Steine umhertragen, um daraus ihre Nester zu bauen. Sie putzen ihr Gefieder und gehen ihren alltäglichen Beschäftigungen nach. Während wir auf demselben Weg, den wir gekommen sind, wieder zum Anlandungsplatz zurückgehen, werden wir von einigen Pinguingruppen regelrecht beschattet – ihre Neugier auf die menschlichen Besucher ist offenbar genauso groß wie umgekehrt. In derselben Bucht, inmitten von Gesteinsbrocken und Eisschollen, finden wir auch das dominierende Raubtier der Antarktis, einen Seeleoparden – und zwar in unmittelbarer Nähe zu seiner Hauptnahrungsquelle, den fleißigen Eselspinguinen. Ein ausgewachsenes Männchen bleckt, offenbar nach einer kürzlichen Mahlzeit, seine Zähne zu einem blutigen Grinsen. Ein besonders furchtloser Eselspinguin reagiert trotzig auf den Fressfeind: Dreist stellt er sich vor den Seeleopard und schaut ihn mit weit aufgerissenem Schnabel an. Und diese waghalsige Kampfansage findet nur wenige Meter von uns entfernt statt!
Die Bucht ist – wie so manch andere Bucht, die wir später noch besuchen sollten – perfekt geeignet, um sie im Rahmen einer Kajakfahrt zu erkunden. Ganz ohne das lästige Geräusch von Außenbordmotoren gleiten wir über das eisige Wasser zwischen den schwimmenden Eisschollen hindurch, um so nah wie möglich an die riesigen Gletscher und Eisberge heranzukommen. Die Sonne strahlt mit voller Kraft, die Luft ist frisch und klar und das Wasser fühlt sich an wie tausend Nadelstiche, als ich meine Hand hineintauche – sofort muss ich an die Zeremonie der Polartaufe denken, die uns noch bevorsteht.
Als leidenschaftlicher Fotograf fasziniert mich vor allem das besondere Licht in dieser Region – denn die Lichtverhältnisse sind für jedes Bild von grundlegender Bedeutung. In der Antarktis steht die Sonne tief am Himmel und sorgt für ein erstaunliches Licht, das von fast jeder gefrorenen Oberfläche reflektiert wird. Sonnenuntergänge und das besondere Licht der „blauen Stunde“ verwandeln unmerklich ganze Landschaften. Insbesondere die Wilhelmina-Bucht präsentiert sich als eisgewordene Perfektion einer Landschaft. Die vollkommene Stille, kombiniert mit dem Fehlen sichtbarer Gezeitenunterschiede, vermittelt einen Eindruck absoluter Reglosigkeit, während die Sonne langsam untergeht und der Himmel sich von orange in Richtung magentafarben verfärbt. Im Verlauf weniger Stunden hat die Eislandschaft sich total verändert.
In der Antarktis steht die Sonne tief am Himmel und sorgt für ein erstaunliches Licht, das von Eis und Wasser reflektiert wird.
Für alle, die sich auf das Abenteuer einlassen möchten, die Gipfel von Orne Harbour zu erklimmen, findet eine Einführung zu den eleganten Zügelpinguinen und ihrer Kolonie statt. Oben auf dem Berg angekommen, lassen wir uns auf dem Eis nieder und blicken voller Faszination auf die umliegenden Gipfel und die tiefblauen Gletscher rund um die Bucht. Indessen wandern die Zügelpinguine völlig furchtlos um uns herum. Und damit nicht genug: Als wir wieder in unsere Schlauchboote einsteigen, um zurück zum Schiff zu fahren, folgen uns die Tiere und springen, noch in unserem Kielwasser, fröhlich ins kalte Nass.
Die Antarktis aus einer anderen Perspektive
Es gibt keine bessere Möglichkeit, die Landschaft der Falkland-Inseln zu erleben, als aus der Luft! Begleiten Sie uns zu einem Rundflug in einem unserer fünf zweimotorigen Britten-Norman Islander Flugzeuge, die vom Falkland Islands Government Air Service (FIGAS) betrieben werden.
Zu den sehenswerten Orten, die Sie während des Fluges sehen werden, zählen Stanley mitsamt seinem Hafen, Gypsy Cove, der Leuchtturm von Cape Pembroke, das Schiffswrack der Lady Elizabeth, Kidney Cove, Port Louis, die Berge Mount Tumbledown, Longdon, Two Sisters und Harriet sowie Felsformationen, die von den Einheimischen als „Stone Runs“ bezeichnet werden, die Fitzroy Farm und die Bluff Cove Lagune.
Für mich ist die Antarktis ein überwältigendes Reiseziel – vielleicht sogar das überwältigendste Reiseziel der Welt –, und ein Ort, der selbst für erfahrene Abenteuerreisende noch Überraschungen bereithält. Sie ist unberechenbar und zeigt sich von den unterschiedlichsten Seiten. Die wilde, herausfordernde und ungezähmte Natur trägt maßgeblich zu diesem Eindruck bei. Genau wie das Ritual der Polartaufe, ein (kurzes) Bad im kältesten Ozean am kältesten Ort der Welt.
Doch während mein Körper sich in dem schmerzhaft betäubenden Wasser anfühlt wie lebendig begraben, fragen sich die munter um mich herumschwimmenden Zügelpinguine vermutlich nur, was all die Aufregung eigentlich soll. Es ist der perfekte Abschluss meiner Expedition zu dieser großen und unberührten Grenze der Menschheit.